Der Jahreskreis
damals und heute
Über die Religion und Kultur unserer Ahnen gibt es heute
leider keine kompletten schriftlichen Überlieferungen mehr. Daher ist
es auf wissenschaftlichem Wege kaum möglich diese zu rekonstruieren,
wobei die Archäologie in den letzten Jahren viele neue Erkenntnisse und
Entdeckungen gemacht hat.
Ich möchte hier eine der vielen Möglichkeiten aufzeigen, um Naturspiritualität,
die auf indoeuropäischen Wurzeln basiert, praktisch und lebendig umzusetzen
und erhebe keinen Anspruch auf historische Authentität.
Über die Bezeichnungen der alten Feste zu philosophieren wäre müßig. Denn es würde so viele Namen geben, wie es Stämme, Sprachen und Dialekte gegeben hat. Ebenso ist es kaum möglich über den rein wissenschaftlichen Weg, herauszufinden wie der Ablauf / das Ritual dieser Feste ausgesehen hat.
Ich benenne hier die Feste mit den heute in Deutschland am meisten gebräuchlichen Namen und der Bedeutung, so wie sie heute gefeiert werden, in Anlehnung an die spärlichen Überlieferungen die die Zeit überdauert haben.
Wie sahen die heiligen Feste und Zeremonien zur Zeit unserer Ahnen aus?
Verallgemeinern kann man das nicht.
Es gab die Mondfeste, die heute mit Imbolc, Beltane, Lugnasadh und Samhain
benannt werden. Weiterhin gab es noch die Sonnenfeste, Sommersonnenwende,
Wintersonnenwende und die Tag- und Nachtgleichen.
Allerdings gibt es gewisse Unterschiede bei den einzelnen Völkern, welche
Feste, wie und wann, gefeiert wurden. Das war abhängig von der Epoche,
den Lebensbedingungen (Bauern, Fischer oder Jäger) der Landschaft und
dem Klima in dem sie lebten.
Einige Völker haben nicht alle Feste, so wie wir sie heute mit dem Jahreskreis
kennen, gefeiert. Das heißt, sie haben z.B. die Tag- und Nachtgleichen
ausgelassen. Alle Tag- und Nachtgleichen und alle bekannten heidnischen Feste
(wie oben beschrieben) werden erst von den "neuen Heiden", in dem heute üblichen Jahreskreis
gefeiert.
Die Gottheiten, die angerufen wurden und werden, sind die lebendigen Gesichter,
der Großen Mutter (die Erde / Natur) und des Großen Vaters (des
Sonnen- / Himmelsgottes) als Fruchtbarkeitsgottheiten. Weiterhin gibt es noch
Gottheiten die die Gemeinschaft schützen in Kriegs- wie auch in Friedenszeiten,
Heilsgottheiten, Gottheiten für die Jagd und die Ernte, Wesen
aus der Anderswelt und Totemtiere als Beschützer, die Ahnen werden
ebenfalls angerufen, geehrt und um Rat befragt ... Es werden allerdings nicht
für alle Götter der Sippe oder Gemeinschaft besondere Feste abgehalten.
Hier findest Du eine Auflistung
der wichtigsten Gottheiten der Festland- und Inselkelten und der Germanen.
Weiterhin gibt es noch eine Unzahl an regionalen Göttern, die ich hier
auf dieser HP aus Platz- und Zeitgründen ;-) nicht aufgeführt habe.
Im Mittelpunkt standen vor allem die Verehrung der Muttergottheiten
und des Großen Vaters.
Opferhandlungen aus Getreide und manchmal
auch Blutopfer mit anschließendem Orakellesen aus dem Blut und den Eingeweiden
von Tier und Mensch. Manchmal gab es auch Blutopfer an die Götter wenn
das Volk ein besonderes Anliegen hatte.
Ein anschließender Festschmaus, Genuß von alkoholischen Getränken
(die häufig mit psychoaktiven Pflanzen "gewürzt" waren)
Tanz und Gesang, waren wesentlicher Bestandteil dieser Zeremonien. Wir müssen
verstehen, daß der Rausch für unsere Ahnen eine andere Bedeutung
hatte wie für uns heute. Hierbei ging es ihnen um die Kommunikation mit
den Gottheiten, Ahnen und Geistern.
Es gibt in unserem Kulturkreis noch viele Geschichten über Zauber- und
Hexenkräuter. Diese Geschichten sind Fragmente einer alten indoeuropäischen
Tradition. Wir können solches heute noch bei einigen indigenen Kulturen
beobachten.
Heute, im europäischen Kulturkreis, allerdings werden bewußtseinsverändernde
Trance-Techniken verwendet, die den Genuß dieser Meisterpflanzen überflüssig
machen.
Die Feuer- oder Mondfeste waren die wichtigsten Ereignisse im indogermanischen Jahr. Die Zeitenberechnung richtet sich nach dem neolithischen Ackerbaujahr und vermittelt die mythologische Botschaft, daß das Leben aus dem Tod, das Licht aus dem Dunkel entsteht.*
Es waren wichtige Termine um die Jagd, Aussaat, Ernte und Lagerung zu bestimmen, um Opferhandlungen zu vollziehen, den Göttern Dank zu sagen, den Ahnen zu huldigen, aber auch für ein gutes Jahr zu bitten.
Durch Ritual und Zeremonie einen Schutz für Mensch, Tier und Pflanzen aufzubauen, indem eine Ordnung geschaffen wird, um das Unvorhergesehene auszuschließen. Dieses regiert im totalen Chaos auf der Seite der übersinnlichen Mächte, am deutlichsten in der Nacht vor Samhain. Den Kontakt zur Anderswelt aufrechtzuerhalten, ohne jedoch die Kontrolle zu verlieren, war und ist heute eine der vielen Aufgaben der Druiden.*
Imbolc, Beltane, Lugnasadh und Samhain liegen an den vier Übergangsstellen und binden die dreimonatigen Zeitperioden (Frühling, Sommer, Herbst und Winter) zusammen wie Kettenglieder. An diesen "Scharnieren" ist die Trennung zwischen der realen und der Anderswelt besonders dünn oder fällt, wie bei Samhain und Beltane, für die Nachtstunden ganz weg.*
Der Jahreskreis heute:
Heute werden in den Festen die Gesichter (Gottheiten) der Jahreszeiten
Frühling, Sommer, Herbst und Winter und die Ahnen angerufen und geehrt.
Auch heute gibt es im Jahreskreis wichtige Termine, um die Jagd, Aussaat,
Ernte und Lagerung, um Opferhandlungen zu vollziehen, den entsprechenden Göttern
dafür zu danken, aber auch, für ein gutes Jahr zu bitten.
Wobei die Bedeutung von Jagd, Aussaat, Ernte und Lagerung heute nicht nur
auf die Landwirtschaft, sondern auch auf Wandlungsprozesse in der eigenen
Selbstbestimmung und Selbstfindung bezogen werden.
Diese Ereignisse werden in vier Mond- und vier Sonnenfeste zusammengefaßt und heute von den neuen Heiden als Jahreskreis gefeiert.
Diese Übersicht und Beschreibung ist ebenfalls eine der vielen Möglichkeiten, mit welchem Hintergrund diese Ereignisse im Jahr erfahren und gelebt werden können.
Samhain |
Fest zu Ehren der Toten und der Ahnen der Schleier zur Anderswelt ist jetzt besonders dünn, die Geister der Toten wandeln unter uns. Das alte Jahr ist nun beendet und das keltische Neujahrsfest leitet den Winter ein Jedes Ende ist auch immer ein neuer Anfang Zeit der Besinnung, mit dem Vergangenen abschließen |
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Alban Arthuan, Julfest Wintersonnenwende 21.Dezember |
Zeit der Härte Das germanische Neujahrsfest, der Tag der größten Dunkelheit, doch auch der Tag der Wiedergeburt des Lichtes, des Sonnengottes, nach der dunklen Zeit der vergangenen Monate werden die Tage nun endlich wieder länger Zeit um Pläne für das neue Jahr zu machen |
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Imbolc, Lichtmeß Nacht zum 01. Februar (Neuzeit) oder zum ersten Vollmond im Wassermann |
Fest zu Ehren der Großen Göttin Brigid und der Wiederkehr des Lichts leitet den Frühling ein Was zu Jul geboren wurde nimmt nun langsam Gestalt an. Die Tage sind spürbar länger geworden, das Ende des Winters ist nicht mehr fern. Das neue Leben erwacht unter Eis und Schnee. Die kälteste Zeit des Jahres. Fest für rituelle Reinigungen und Opferungen Zeit der Initiation - Zeit des Beginns und des Aufbruchs. |
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Alban Eiler, Ostara Frühlings- Tag- und Nachtgleiche 21.März |
Tag der Gleiche, der Balance, Ausgewogenheit und Harmonie, Frühlingsanfang Beide Mächte, Dunkelheit und Licht, stehen mit gleicher Kraft in der Welt, regieren mit gleicher Stärke das Universum, doch die Kälte des Winters ist von der Sonne noch nicht besiegt Zeit der Erneuerung |
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Beltane, Walpurgis-Nacht Nacht zum 01. Mai (Neuzeit) oder zum ersten Vollmond im Stier |
Fest zu Ehren des Sonnengottes Bel Walpurgisnacht leitet den Sommer ein Zueinander findet, was zueinander gehört... SIE, die jungfräuliche Frühlingskönigin, und ER, der junge König des warmen und lebenspendenden Lichtes finden zueinander und tanzen den Tanz der Liebe, des Lebens und der Leidenschaft, Es wurden Viehherden, durch das Feuer getrieben, um sie gegen Krankheiten zu schützen und die Fruchtbarkeit zu fördern. Aber auch junge Paare sollen aus diesen Gründen über das Feuer gesprungen sein. Das Leben ergießt sich mit voller Kraft in die Welt |
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Alban Heruin, Litha Sommersonnenwende 21.Juni |
Zeit des Sommers Es ist der längste Tag, doch auch der Tag des beginnenden Todes des Sonnenkönigs. Nach der hellen Zeit der vergangenen Monate werden die Tage nun wieder kürzer Zeit des Wachstums |
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Lugnasadh, Lammas Nacht zum 01. August (Neuzeit) oder zum ersten Vollmond im Löwen |
Fest zu Ehren des Sonnengottes Lug und seiner Ziehmutter Tailtiu Das Fest des Sonnenkönigs, der mit dem niedergehenden Jahr stirbt. leitet den Herbst und die Erntezeit ein Nun wird die Göttin, die Mutter, zur Schnitterin, die sich vom Leben nährt, damit neues Leben in ihr heranwachsen kann. Ein Anlaß für Märkte, Spiele, gerichtliche und politische Beschlüsse |
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Alban Elued, Mabon Herbst Tag- und Nachtgleiche 21.September |
Zeit der Reife Erntedankfest, Die Zeit des Danksagens und der Freude, aber auch die Zeit des Abschiedes und der Trauer. Nun sind der Tag und die Nacht wieder gleich und in vollkommener Balance. Wir besinnen uns auf die Ausgewogenheit und den Lauf unseres eigenen Lebens, haben wir unsere Ziele für das Jahr erreicht? Der Sonnenkönig wird zum Herrn der Schatten und fährt gen Westen dahin, wo die Tore zur Anderswelt sind und das Leben sich seinem Ende zuneigt. Zeit der Unfruchtbarkeit |
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Literatur: Der Hexenkult als Ur-Religion der Großen Göttin, von Starhawk und Die Heilige Welt der Kelten, von Nigel Pennik |
Die Feste werden heute häufig gefeiert, wenn der Vollmond in einem bestimmten Sternbild steht. Im heutigen Kalender sind die Termine der Feste aber oft auch auf bestimmte Tage festgelegt. In der Beschreibung weiter oben habe ich diese Termine zur Information mit aufgeführt.
Wir alle sind Teile eines Großen "Wesens" und daher auch
mit allen anderen Geschöpfen des Kosmos verbunden. Spiritualität ist etwas, daß
wir in uns tragen und auch die Handlungen des Alltags sind Spirituell.
Ich brauche keinen detaillierten vorgeschriebenen Ablauf für die Feste
und Zeremonien. Zwar dienen mir die heutigen Erkenntnisse über die Ausübung
der "Religion unserer Ahnen" als Grundlage, doch die Feste sind
auch immer intuitiv und individuel und werden teilweise von der politischen, zwischenmenschlichen und eigenen persönlichen Situation bestimmt. Diese Tatsache bedeutet Wandel
und Fortschritt. Fortschritt in der eigenen Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung
und im Einklang mit allen Wesen, die uns umgeben.
Der Rhythmus und die Bedeutung dieser Tage läßt erkennen, dass auf die Nacht des Todes wieder ein Morgen des Lebens folgt. So daß das Leben (Kindheit = Frühling, Jugend = Sommer, Reife = Herbst und Alter = Winter) ein immer wiederkehrender Kreislauf ist. Der Tod ist nicht endgültig und gibt die Seele frei, um in ein neues Leben, einen neuen Kreis, geboren zu werden.
Samhain (1. November, christl. Allerheiligen) und Beltane (1.
Mai) teilen das Jahr in eine Winter- und Sommerhälfte, eine "Jahresnacht"
und einen "Jahrestag".
Imbolc (1. Februar christl. St. Brigids Day oder Lichtmess), die Rückkehr
des Lichtes steht am Übergang der "Nacht" zum "Morgen";
Beltane leitet zum Sommer , dem "Mittag" über; Lugnasadh (1.
August) führt den Herbst ein, den "Jahresabend";
und Samhain macht den Winteranfang, an den sich die "Jahresnacht"
anschließt.*
* Zitiert aus "Lexikon der keltischen Mythologie" von Sylvia und Paul F. Botheroyd
Auch heute sind diese Feste für uns von Bedeutung,
denn wir sind immer noch ein Teil der Natur / Großen Mutter.
Ist sie zerstörerisch und unfruchtbar,
leiden wir Hunger und Not.
Doch ist sie gütig zu uns, dann geht es uns gut.
Den Jahreskreis draußen im Wald zu feiern hat seinen ganz eigenen Reiz, besonders wenn wir dort Kraftorte oder alte Kultstätten besuchen. Wir können dort für eine Weile verweilen und Meditieren, ein kleines Ritual machen, leise Musizieren, Tanzen und / oder Singen - allein oder mit einer Gruppe.
Es ist auch eine schöne Erfahrung während dieser Zeit, für einen längeren Zeitraum und in aller Stille, jene Orte und Geistwesen zu besuchen. Sich mit den dortigen Energien und Wesen zu verbinden - All-Eins-Sein -
"Wald-Zauber-Leben" - dieses Wortspiel habe ich kreiert um jenes zu beschreiben.
Allerdings ist es aber auch genau so wichtig und schön, die Spiritualität in den Alltag zu integrieren - sie zu leben. Wir können halt nicht ständig in den Wald gehen um uns dort auszuleben. Was gäbe das für ein Gerenne ...
Einen kleinen Altar mit Kerzen, Räucherungen, Statuen, Bildern, Steinen, Hölzern und kleinen Geschenken für die Götter und Geistwesen in der Wohnung zu errichten ist besonders schön. Das hebt auch die Schwingung des Ortes und aller Wesen die sich dort aufhalten an.
Vor dem Altar reglmäßig mit den Göttern und Geistwesen zu Meditieren schafft Verbundenheit und schenkt Kraft. Besonders Stärkend und Schützend ist es wenn wir das als regelmäßiges Ritual vor der Arbeit in unser Leben integrieren.
Wenn ich in den Wald gehe,
dann rufen mich immer Federn, Tierhaare, Knochen,
besondere Hölzer oder Steine.
Sie fordern mich auf
nimm mich mit zu Dir.
Mehrere Altäre strahlen nun in meinem Heime.
Auf diese Weise kommt der Wald auch zu mir ...
und Dir ...
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